Rainer Romer

Winterruhe in der Bienentraube

Der Winter ist die Zeit, die vom Imker viel Geduld fordert. Denn viel zu tun gibt es für ihn nicht. Die Bienen schlafen zwar nicht, aber für ein Bienenvolk ist es am besten, wenn man es in Frieden lässt.

Winterruhe ist kein Winterschlaf

In der kalten Jahreszeit benötigen die Bienen vor allem Ruhe, um sich gegen die  Kälte lebensfähig zu erhalten. Von den bis zu 50.000 Bienen pro Volk im Sommer sind im Winter zwischen 5.000 und 15.000 vorhanden, die durch langsame  Bewegungen die überlebensnotwendige Wärme erzeugen. Die imkerlichen  Tätigkeiten beziehen sich vor allem auf das unterstützende Vorbereiten des Volks  auf das nächste Frühjahr. 

„Ein kleiner Fehler ist schnell gemacht beim Einwintern der Bienenvölker, und  das Volk überlebt dann die Zehrphase in der kalten Jahreszeit nicht.“ Als ich  meine Völker auf den ersten Winter vorbereitete, blieb mir dieser Satz aus einer 
Unterhaltung mit einem erfahrenen Imker im Gedächtnis. Was machen die  Bienen eigentlich im Winter? Welche Schritte unternimmt ein Imker in unseren  Breiten, um die Bienen sicher durch den Winter zu bringen? 

Winterliche Überlebensstrategie der Bienen

Der Imker hat im Winter deutlich weniger an den Bienenstöcken zu tun als im  Frühjahr.

Direkt nach der Honigernte im Sommer erfolgt mit etwa 20 kg Sirup nach und  nach die Auffütterung, damit die Bienen genügend Futter für den Winter haben.  Sie halten dann zwar keinen Winterschlaf, aber eine Winterruhe, in der sie die  Energie der eingelagerten Zuckerlösung in Wärme umwandeln und sich damit  auch gegen sehr starken Frost behaupten können.

 

Während im Sommer eine konstante Temperatur von 33-36 °C im Stock gehalten  wird, regeln die Bienen in der kalten Jahreszeit ihre Temperatur deutlich  herunter. Die Bienen können ihre Flügel ausklinken und mit der Kontraktion dieser beiden starken Muskeln die überlebensnotwendige Wärme im Stock  erzeugen. Sobald die Temperaturen deutlich unter 8 °C fallen, ziehen sich die  Winterbienen zu einer Traube zusammen. Während im Kern der Bienentraube  eine höhere Temperatur vorhanden ist, herrschen auf der Oberfläche auch bei starkem Frost etwa 7 °C. Nach der ersten richtigen Frostnacht hört die Königin auf, Eier zu legen. Drei Wochen später, nachdem die letzten Jungbienen geschlüpft sind, ist das Volk brutfrei.

 

Die Bienen können wochenlang in dieser Traube verbringen. Dort warten sie  wärmere Tage ab, um einen Reinigungsflug zu machen und ihren Darm zu  entleeren. Wenn im Frühjahr die Tage länger werden, fängt die Königin wieder an, Eier zu legen und beginnt damit ein kleines Brutnest, das langsam größer wird. Ein starkes Volk trägt auch selbstständig die im Winter tot  heruntergefallenen Bienen aus dem Stock. 

Vorbereitung auf die neue Saison

Im Winter nimmt der Imker verschiedene Reparaturen an den Holzbeuten vor, denn nicht nur die Witterungsbedingungen setzen diesen zu. Zuweilen hat im Jahresverlauf der Honigduft die Begehrlichkeiten eines Spechts geweckt, der
mit seinem Schnabelwerkzeug die Weymouthskiefer-Außenwand der Beute vielleicht beschädigt hat. Ebenso müssen unbewohnte Beuten für das nächste Frühjahr möglichst von Bakterien und sonstigen Erregern befreit werden, die bei den Bienen im nächsten Frühjahr verschiedenste Krankheiten auslösen können. Hierfür flammen die meisten Hobbyimker die Beuteninnenwände mit einer Gasflamme ab und ebenso die Holzrähmchen, die die Bienenwaben aufnehmen sollen.

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