Rainer Romer

Mit Bienen auf Du und Du

Bienen können süchtig machen. Diese Erfahrung macheich seit sechs Jahren und möchte alle anstecken, die sich für den Schutz und Erhalt dieser für den Menschen so unersetzlichen Insekten einsetzen und nebenbei auch noch eigenen Honig ernten möchten.

Mein Blick in die Welt der Bienen

Alles begann 2012 mit dem Film ‚More than honey‘. Damals beschloss ich, es mit der Imkerei zu versuchen, und das war die beste Entscheidung seit langem – für die Bienen und für
mich!
Weil die Natur und besonders die Insekten mehr und mehr
in Gefahr geraten, interessieren sich inzwischen viele Menschen
für dieses Hobby, haben Spaß daran und übernehmen Verantwortung.

Vor dem Einstieg in die Imkerei

Allerdings kann man sich nicht einfach eine Beute – so nennt man die Behausung der Bienen – in den Garten stellen und hoffen, dass ein Bienenvolk einzieht. Bis dahin sind einige
Schritte notwendig und Fragen zu klären:
• Habe ich einen geeigneten Platz im Garten?
• Ist der Standort für die Bienenvölker in den nächsten
Jahren sicher?
• Finden die Bienen in der Umgebung genügend Nahrung?
• Habe ich ausreichend Zeit, mich um die Bienen zu kümmern?
• Interessiert sich meine Familie auch dafür und toleriert
die Haltung von Bienen?

Bienen im eigenen Garten sind nicht gefährlich, wenn sie genügend Platz haben und nicht gestört werden. Sie suchen sich ihre Nahrung – Blütennektar, Blütenpollen oder Honigtau – in einem Flugradius von drei bis fünf Kilometern und benötigen fast über den gesamten Jahresverlauf hinweg Nahrungsquellen.
Im Frühjahr und Sommer viele, im Herbst weniger, im Winter ganz wenige. Bienen zu halten bedeutet damit auch, sich für die Trachtpflanzen in der näheren Umgebung zu interessieren und den Jahresrhythmus der Natur mehr und mehr kennenzulernen.

Wieviel Zeit Sie in das Hobby investieren müssen, hängt im Wesentlichen davon ab, ob Sie einen Beitrag zur Arterhaltung und zum Umweltschutz leisten möchten, oder ob Sie auch am Honigertrag interessiert sind. Dessen Erzeugung erfordert andere Eingriffe und auch eine deutlich größere Ausrüstung. Je nachdem muss ich mir schon etwa 100 bis 200 Stunden im Jahr für dieses neue Hobby Zeit nehmen.

Der Winter ist die Zeit, die vom Imker viel Geduld fordert. Denn viel zu tun gibt es für ihn nicht. Die Bienen schlafen zwar nicht, aber für ein Bienenvolk ist es am besten, wenn man es in Frieden lässt.

Schulung und Erfahrungsaustausch im Verein

Der künftige Hobby-Imker fragt nicht zuerst nach der richtigen Ausrüstung, sondern nach Informationen und Unterstützung. Durch ein gutes Netzwerk mit anderen Imkern profitiert man enorm von den erfahreneren ‚alten Hasen‘. Die findet man beispielsweise in einem nahegelegenen Imkerverein und mit etwas Glück gerät man an einen Imkerpaten von dessen Erfahrungen man lernen kann.
Imkern ohne Verein ist wie Hochseefischen ohne Rettungsweste.

Die meisten Imkervereine bieten Schulungen an, die die Anfänger im ersten Jahr Schritt für Schritt begleiten. Manche erlauben ihren Mitgliedern sogar, einen vereinseigenen
Schleuderraum zu nutzen. Somit kann man sich teure Anschaffungskosten für eine eigene Schleuder sparen. Viele Vereine setzen sich außerdem auch überregional und politisch aktiv für den Schutz von Wild- und Honigbienen ein.
Die Schulung im Verein dauert etwa ein Jahr. Neben der Tätigkeit des Imkers und den vorbeugenden Maßnahmen gegen die Varroamilbe (der gefährlichste Feind der Biene), habe ich dort auch sehr viel über die Biologie der Bienen und über die natürlichen Lebensumstände der Region gelernt.

Die Kurse starten meistens im Januar und sind fast immer überbucht. Wer also mit dem Gedanken spielt, an einer Schulung teilzunehmen, sollte sich frühzeitig anmelden. Im Imkerverein kauft man während der Jungimkerschulung dann auch sein erstes eigenes Volk mit gültigem Bienengesundheitszeugnis.
Bienen per Internet von weither zu kaufen, kann ich nicht empfehlen, denn die lokal lebenden Bienenvölker haben sich an die Natur vor Ort viel besser
angepasst.

Trotz intensiver Vorbereitung auf das Imkern ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Die heutigen Umweltbedingungen wie Ackergifte, Flächenfraß oder Bienenkrankheiten setzen den Bienen mächtig zu, so dass es auch zu Rückschlägen kommen kann.

Was gehört zur Grundausstattung?
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Dazu gehören natürlich die Bienenstöcke, sogenannte ‚Magazinbeuten‘. Fast jede Region Deutschlands imkert mit unterschiedlichen Kistengrößen. Welche infrage kommt, erfährt man beim örtlichen Imkerverein. Eine komplette Bienenbeute inklusive Metalldeckel kostet um die 200 Euro. Wer handwerklich geschickt ist und sich den Zusammenbau eines Bausatzes zutraut, bezahlt nur etwa die Hälfte. In die Beuten werden zehn bis zwölf Holzrähmchen mit Drähten aus Edelstahl eingehängt, deren Mittelwände aus reinem Bienenwachs bestehen. Diese Mittelwände haben eine bereits vorgepresste sechseckige Wabenstruktur, die es den Bienen leichter macht, sich ihre Wabenbehausung komplett fertig zu
bauen. Bekommen die Bienen keine Mittelwände angeboten, bauen sie nach eigenem Gusto kleine Sechseck-Waben für Arbeiterinnen oder größere für die männlichen Drohnen. Drohnen erfüllen zwei wichtige Aufgaben: Sie begatten die
Königin, und sie sorgen für eine gute Stimmung im Volk.

Beim Umgang mit den Bienen will man nicht unnötig gestochen werden. Dafür gibt es den sogenannten ‚Smoker‘, der den Bienen einen Waldbrand
vortäuscht. Hierauf schlagen sie sich den Magen vom Honigvorrat voll und bereiten sich auf die Flucht vor dem vermeintlichen Feuer vor. Eine Biene mit
vollem Bauch sticht glücklicherweise nicht mehr.

Ein anderes wichtiges Werkzeug ist der ‚Stockmeißel‘. Er erleichtert das Herausziehen der von den Bienen mit Propolis zusammengeklebten Rähmchen.

Imkerjacke, Schleier und Handschuhe sind sinnvolle Investitionen, die den Imkerneuling vor Bienenstichen schützen. Zudem gibt die Schutzkleidung dem Neuling Sicherheit, und das beruhigt nicht nur den Imker, sondern auch die Bienen, die den Angstschweiß wahrnehmen können.

Biene auf Flugbrett DSC_0233

Eine Magazinbeute kostet komplett etwa 200 Euro, das darin lebende Volk etwa 150 Euro. Imkerhandschuhe, Stockmeisel, Imkerhut, Imkerjacke, Abkehrbesen, Smoker summieren sich auf etwa 100 EUR. Im Laufe der ersten drei Jahre können dann noch einmal Anschaffungen von 300 bis 500 Euro hinzukommen. Pro Volk rechnet man ca. 100 Euro pro Jahr für Winterfutter und Varroa-Behandlungsmittel. In den ersten zwei Jahren habe ich circa 2000 Euro in dieses Hobby investiert. Inzwischen habe ich pro Jahr Ausgaben von etwa 1000 Euro und Einnahmen durch Honigverkauf von etwa 1200 Euro.

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Ich imkere mit etwa zehn Völkern und nehme mir für die Bienen ungefähr 200 Stunden pro Jahr Zeit. In den Monaten April, Mai und Juni fordert mich mein Hobby am meisten, denn dann sind die Bienen am aktivsten. Pro Woche benötige ich dann mindestens fünf Stunden Zeit für beispielsweise für Schwarmkontrolle, Ablegerbildung und Honigernte. Wer einen Bienenschwarm im Baum einfangen möchte, muss allerdings auch spontan Zeit erübrigen können, denn da muss sofort gehandelt werden. Im Winter hingegen brauche ich weniger zeit, da beschäftige ich mich vor allem Reparaturarbeiten oder Honigverkauf.

Die Entscheidung für die Imkerei war sicher eine der weitreichendsten
für meine Freizeit. Dennoch gibt es für mich keine schönere und zugleich sinnvolle Tätigkeit, die mir das schnelle Abschalten vom Berufsalltag ermöglicht. Für meine Familie und meinen Freundeskreis hatte dieses Hobby ebenfalls Auswirkungen. Nicht nur weil wir alle vom feinen Honig profitieren, die Erfahrung mit den Zusammenhängen in der Natur hat auch unseren gesamten Lebensstil nachhaltig beeinflusst.

Würde ich mich nochmal für die Bienenhaltung entscheiden? 

Unbedingt!

Hätte mich diese Leidenschaft doch nur schon einige Jahre früher gepackt!

Gestalte Deine Umwelt!